SEXUALITÄT UND PERSON
- martina3416
- 14. Dez. 2024
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 13. Sept.

Victor E. Frankl, *1905 in Wien, Psychiater. - Frankl stellt die Sexualität in den Zusammenhang von Person zu Person, die für den anderen jeweils einzigartig und einmalig ist. Liebe ist in der Logotherapie nach Viktor Frankl eine Möglichkeit der Sinnverwirklichung.
Hier das Transskript eines Ausschnitts aus dem Vortrag:
"Die Sinnfrage in der technologischen Gesellschaft"
Victor Frankl hatte im Vortrag Sinnverwirklichung durch schöpferische Arbeit erklärt und fährt nun weiter fort: "Es gibt auch Begegnungen mit Menschen, es gibt auch die Erfüllung durch die Liebe, allerdings Liebe in dem Sinne, wie er nicht für gewöhnlich im Bewusstsein der Leute ist. Sehen Sie, wir haben von Albert Moll gehört, dass es einen Kontrektationstrieb (Berührungstrieb, in „Libido sexualis“ 1897) gibt. .... Den Trieb, sich mit einem anderen Menschen zu verbinden, in sexueller Hinsicht.
Vor diesem Kontrektationstrieb gibt es den Detumeszenztrieb (Entladungstrieb) den Trieb, die Ladung, die sexuelle Spannung loszuwerden.
Freud nannte das anders. Freud sagte, dieser Trieb – er hat das anders genannt selbstverständlich - der hat ein Ziel, das spezielle Triebziel ist die Entladung der Spannung. Aber es gibt auch ein Triebobjekt in einer höheren Stufe. ... Es würde ja genügen, dass man masturbiert, um die Spannung loszuwerden. Aber da bedarf es eines Sexualobjekts auf der zweiten Stufe, nach Freud. Das ist ein Objekt, irgendwie ein x-beliebiges Objekt, ein Objekt, das Mittel zum Zweck ist, um die sexuelle Spannung loszuwerden.
Hier hört aber sozusagen die Freud´sche und Albert Moll´sche Terminologie und Konzeptualisierung auf.
Aber ich glaube, das ist noch immer der subhumane Bereich. Der humane Bereich fängt erst dort an, wo ich dem Partner den Menschen sehe und nicht mehr das bloße Objekt - verstehen Sie mich? - nicht mehr das bloße Mittel zum Zweck. Und wenn ich den Menschen sehe, dann erst habe ich einen Partner in ihm gesehen. Den tu´ ich nicht mehr (lapidare Handbewegung) „der ist mir grad gut genug, um meine Spannungen loszuwerden“. Nein! Den empfinde ich, den erlebe ich als den Partner, von Mensch zu Mensch begegne ich ihm.
Und dann gibt es noch eine letzte Stufe. Da sehe ich nicht nur den Menschen im andern, sondern da sehe ich die Person im andern. Und da meine ich, in dem Moment, wo ich von Person spreche, die Einmaligkeit und Einzigartigkeit – erinnern Sie sich an die vorhergegangene Formulierung. Das heißt, das einmalige Wesen, das „du“ sagen kann zum Menschen. Nur der Liebende wird gewahr dieser Einmaligkeit und Einzigartigkeit, des anderen Menschen.
Und das ist dann die Liebe. Und nicht nur das Menschsein. Das ist der humane Bereich (kreist die Stufe mit dem Menschen/Partner ein) und das ist dann der Bereich der Liebe (kreist die Stufe mit Person ein).
Das geht noch viel weiter als man vor ein paar Jahrzehnten oder einem Jahrhundert, einem dreiviertel Jahrhundert gedacht hat. Liebe oder Sexualität, die menschenwürdige Sexualität ist, beginnt erst auf diesen beiden höheren Stufen.
Die Rücksicht auf den andern.
Sehen Sie, das geht ja so weit, wie bei allgemeinen Problemen die sogenannte Selbstverwirklichung, nicht wahr. Als ob´s darum ginge! .... Es geht ja darum, dass der andere nicht für mich bloß da ist. Oder wie vorhin bei Hillel es geheißen hat: "Aber wenn ich es nur für mich tue, was bin ich dann? Wenn ich etwas nicht tue um einer Sache willen oder eines Menschen willen, einer Person willen oder eines Werkes willen, dann bin ich ja noch gar nicht eigentlich Mensch."
Viktor E. Frankl ist der Begründer der Logotherapie und Existenzanalyse.
Der ganze Vortrag ist auf youtube verfügbar.
Das Foto von Viktor Frankl ist aus diesem Video.

Sein Erlebnisbericht Trotzdem Ja zum Leben sagen wurde in 26 Sprachen übersetzt. Weltweit wurden über 12 Millionen Exemplare verkauft.
Der englische Titel lautet Man’s Search for Meaning.

